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Geschwisterstreit

Streit und Rivalität unter Geschwistern ist ein ganz natürliches und gesundes Verhalten von Kindern. Auch im normalen Alltag zeichnet sich die Geschwisterbeziehung durch eine tiefverwurzelte emotionale Ambivalenz aus. Das bedeutet, dass die Kinder gleichzeitig positive Gefühle wie z.B. Liebe, Zuneigung, Bewunderung, Stolz und negative Gefühle wie z.B. Ablehnung, Eifersucht, Neid gegenüber ihren Geschwistern empfinden.

Angesicht der Corona Pandemie mit Kita- und Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen als Folge, ist es völlig normal, dass auch Streit unter Geschwistern zunimmt.

Der fehlende Alltag, die Einschränkungen, Homeoffice, die Enge des Raumes führen bei allen Familienmitgliedern zu einer stärkeren psychischen Anspannung. Das kann auch zu deutlich mehr Konflikten in der Familie und auch unter den Kindern führen.

Hier einige Empfehlungen, wie Sie als Eltern mit Streit unter Ihren Kindern umgehen können:

Sehen Sie als Eltern die vermehrten Streitereien Ihrer Kinder „normale Reaktion“ auf ein „unnormales Ereignis“. Zeigen Sie als Eltern deswegen auch Nachsicht mit sich und den Kindern. Auch wenn die Kinder aktuell viel streiten, wird sich das im Alltag nach Corona wieder normalisieren.

Geben Sie Streit und Rivalität weniger Aufmerksamkeit. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit lieber auf positives Geschwisterverhalten. Auch wenn die Kinder jetzt vielleicht mehr streiten, werden wahrscheinlich die positiven Momente unter den Kindern überwiegen. Nehmen Sie auch diese Momente bewusst wahr (notieren Sie es sich evtl. sogar oder berichten es auch dem anderen Elternteil).

Verstärken Sie positives Verhalten, in dem Sie Ihre Kinder loben oder ihnen Anerkennung geben, wenn sie gemeinsam friedlich spielen oder in Kooperation etwas geschaffen haben.

Sehen Sie Ihre Kinder als Individuen und behandeln Sie sie demnach auch individuell unterschiedlich. Jedes Kind hat je nach Entwicklungsstand, Persönlichkeit und Charaktereigenschaften andere Bedürfnisse. Gerade in Krisensituationen reagieren Kinder ganz unterschiedlich und brauchen daher auch eine unterschiedliche Form der Begleitung durch Sie als Eltern.

Halten Sie sich aus Streit zwischen den Kindern möglichst heraus und fordern Sie die Kinder auf selber Lösungen zu entwickeln. Eltern sind oft schlechte Richter, da sie häufig gar nicht mitbekommen haben, um was es geht. Somit ist die Gefahr groß, dass ein Kind sich benachteiligt fühlt. Wenn man Kinder die Möglichkeit gibt, lernen sie Streit selbst unter sich zu lösen. Viele Kinder können dies schon, da sie es in Kita und Schule bereits gelernt haben. Sogar Kleinkinder und Kindergartenkinder haben oft schon selbst Ideen und Wege wie sie mit Streit umgehen.

Streiten Kinder immer wieder um das Gleiche, können auch feste Regeln helfen. Gibt es zum Beispiel Streit darüber, wer welche Tätigkeiten im Haushalt übernehmen soll, empfiehlt es sich einen festen „Dienstplan“ zu vereinbaren. Am besten erarbeiten und basteln Sie diesen Plan gemeinsam mit den Kindern. Ihre Kinder werden da selbst gute und kreative Ideen haben. Sie kennen in der Regel solche Pläne auch bereits aus Kita und Schule. Dies ist dann auch gleich eine schöne Familienaktivität, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt und für Beschäftigung sorgt.

Wenn bestimmte Spielzeuge im Haushalt nur einfach vorhanden sind und sehr begehrt sind, kann eine feste Regel, wann es wer nutzen darf, durchaus sinnvoll sein.

Fördern Sie die Gemeinschaft in der Familie und die Geschwisterebene. Suchen Sie sich eine Aktivität oder ein Projekt, wo Sie gemeinsam als Familie etwas kreieren oder schaffen. Dies kann etwas Kleines sein wie eine Höhle bauen oder ein schwereres Puzzle gemeinsam zu legen. Es gibt auch zahlreiche Brettspiele, bei denen man als Team gegen das Spiel spielt.

Oder sie starten gemeinsam ein kreatives Projekt z.B. etwas basteln/bauen oder einen Film gemeinsam drehen. Seien Sie kreativ und geben Sie vor allem den Ideen der Kinder ausreichend Raum. Nur wenn sie spüren, dass sie sich auch mit ihren Vorstellungen und Ideen einbringen können, werden sie begeistert dabei sein. Und oft haben Kinder eh die besseren Ideen.

Stärken Sie die Beziehung unter den Geschwistern, in dem sie mit den Kindern Dinge finden, die sie gut gemeinsam als Geschwister schaffen können auch ohne sie als Eltern. Haben Sie hier Mut und trauen Sie Ihren Kindern ruhig etwas zu. Natürlich passend zu dem Alter und Entwicklungsstand Ihrer Kinder. Zum Beispiel können Sie ohne Hilfe der Eltern einen Kuchen backen oder das Mittagessen selbst kochen. Wenn Geschwister auf sich selbst gestellt sind, halten sie oft zusammen, kooperieren besser und helfen sich gegenseitig. Zu Streit kommt es da eher selten. Das kennen Sie vielleicht aus der Vergangenheit, wenn Sie die Kinder allein lassen oder die Geschwister ohne Sie unterwegs sind.

Zum Schluss noch eine Information, die Sie trösten kann, wenn es doch mal wieder hoch hergeht zwischen den Geschwistern: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Kinder die häufigen Konflikte mit Geschwistern austragen, positivere Freundschaftsbeziehungen pflegen. Der Streit unter den Geschwistern stärkt also die soziale Kompetenz Ihrer Kinder.

Dieser Artikel wurde verfasst von Patrik Kramer und Naemi Mühlstein, Ökumenische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche im Landkreis Fürstenfeldbruck.

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